Berlin/Stuttgart, 16. November 2017. Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern sind im Bereich der Erneuerbaren Energien die führenden Bundesländer. Das ist das Ergebnis des heute veröffentlichten Bundesländervergleichs, den das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrag von und in Kooperation mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zum fünften Mal erstellt haben. Die Analyse bewertet auf Basis von 59 Indikatoren detailliert die politischen Anstrengungen und Erfolge der Länder bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien sowie beim damit verbundenen wirtschaftlich-technischen Wandel. Am Ende der Rangliste stehen Hessen, Berlin und das Saarland.
Die Bundesländer sind wichtige Akteure in der Energiewende. Sie setzen nicht nur die Energieziele von Bund und EU mit dem konkreten Ausbau vor Ort um, sondern sie können durch eigene Ziele, Schwerpunkte und Programme sowie die Ausgestaltung von Rahmenbedingungen den Fortgang der Energiewende entscheidend voranbringen oder auch bremsen. Der Bundesländervergleich Erneuerbare Energien von DIW Berlin, ZSW und AEE zeigt auf Basis von 59 Einzelindikatoren und in vier zusammenfassenden Indikatorengruppen die politischen Anstrengungen ebenso wie die Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien sowie beim technologischen und wirtschaftlichen Strukturwandel. Indikatoren erfassen hier einerseits beispielsweise die energiepolitische Programmatik der jeweiligen Bundesländer, die Anteile Erneuerbarer Energien am Energieverbrauch und Ausbauerfolge bei einzelnen Technologien wie Windkraft oder Solarenergie. Andererseits werden zum Beispiel Forschungsanstrengungen im Bereich der Erneuerbaren Energien, die Unterstützung bei der Ansiedlung von Unternehmen aus der Branche und die Patentanmeldungen in diesem Feld analysiert.
Bundesländer können in einzelnen Handlungsbereichen voneinander lernen
“Mit dem inzwischen zum fünften Mal durchgeführten Bundesländervergleich Erneuerbare Energien können wir die Energiewende-Entwicklungen auf der föderalen Ebene vergleichbar machen und so bewerten, wer besonders erfolgreich agiert und wo es noch Optimierungspotenzial gibt”, erläutert Prof. Dr. Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie, Verkehr, Umwelt beim DIW Berlin. „Die aktuelle Studie zeigt bei vielen Indikatoren neue Höchststände, etwa hinsichtlich der Anteile an Erneuerbaren Energien in den Bundesländern und einen fortschreitenden Ausbau bei den verschiedenen Technologien. Generell sind die meisten Länder auf dem richtigen Weg, auch wenn es Unterschiede beim Entwicklungstempo gibt“”, so Kemfert weiter.
Baden-Württemberg Spitzenreiter vor Mecklenburg-Vorpommern
Die meisten Punkte im aktuellen Gesamtranking erreicht Baden-Württemberg, welches damit erstmals die Spitzenposition erreicht. Den zweiten Platz kann Mecklenburg-Vorpommern für sich verbuchen. Beide Länder verbessern sich damit um eine Position gegenüber dem letzten Ranking von 2014. Der letztmalige Spitzenreiter Bayern erreicht die dritthöchste Gesamtpunktzahl.
Prof. Dr. Frithjof Staiß, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, kommentiert die Ergebnisse: „Die Vielfalt an Indikatoren erlaubt eine detaillierte Einordnung der Stärken und Schwächen jedes Bundeslandes. Allein die drei Spitzenreiter unterscheiden sich hier deutlich: Baden-Württemberg punktet vor allem mit seinem politischen Input zur Nutzung Erneuerbarer Energien, Mecklenburg-Vorpommern ist im Bereich Strukturwandel stark und Bayern weist weiterhin hohe Ausbaustände bei den Erneuerbaren auf.“
„Allerdings ist weder beim Schlusslicht Saarland alles schlecht, noch ist Baden-Württemberg in allen Bereichen Vorreiter und könnte nun die Hände in den Schoß legen“, so Staiß weiter. „Dort gibt es beispielsweise Verbesserungspotenzial bei der wirtschaftlichen Bedeutung der Erneuerbaren Energien. In diesem Bereich kann hingegen das letztplatzierte Saarland zumindest bei der Entwicklung der Umsätze mit Erneuerbaren-Technologien punkten.“
Handlungsbedarf auch bei bisherigen Erfolgen
Während bei den meisten Einzelindikatoren für alle Länder Fortschritte zu verzeichnen sind, gibt es an verschiedenen Stellen in einzelnen Ländern aber auch Rückwärtsentwicklungen, etwa beim Erneuerbaren-Anteil an der Fernwärme oder bei der Entwicklung energiebedingter CO2-Emissionen. Philipp Vohrer, AEE-Geschäftsführer, kommentiert: „Auch dort, wo erfreuliche Werte konstatiert werden können, ist die Systemtransformation noch lange nicht geschafft. Die Studie zeigt deutlich auf, wo es zu Fehlentwicklungen kommt und wo noch dringender Handlungsbedarf besteht. Es gibt überall noch Verbesserungspotenzial - hier kann man sich jeweils bei den Ländern, die in den einzelnen Punkten besser abgeschnitten haben, noch etwas abschauen. Für die erfolgreiche Realisierung der Energiewende und insbesondere das Erreichen der Klimaziele braucht es weitere Anstrengungen, auch und gerade in den Bundesländern.”
Weitere Informationen
Die gesamte Studie sowie eine Zusammenfassung, Betrachtungen zu den einzelnen Ländern und Grafiken zu den Ergebnissen finden Sie auf der Seite http://www.foederal-erneuerbar.de/bundeslaendervergleich-erneuerbare-energien.
Die Studie wurde im Rahmen des Projektes Föderal Erneuerbar mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt.
Die Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) leistet Überzeugungsarbeit für die Energiewende. Ihre Aufgabe ist es, über die Chancen und Vorteile einer Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien aufzuklären - vom Klimaschutz über eine sichere Energieversorgung bis hin zur regionalen Wertschöpfung. Die AEE wird getragen von Unternehmen und Verbänden der Erneuerbaren Energien. Sie arbeitet partei- und gesellschaftsübergreifend. Mehrere ihrer Kommunikationsprojekte werden von den Bundesministerien für Wirtschaft und für Landwirtschaft gefördert.
Das DIW Berlin (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) ist seit 1925 eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Es erforscht wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Zusammenhänge in gesellschaftlich relevanten Themenfeldern und berät auf dieser Grundlage Politik und Gesellschaft. Das Institut ist national und international vernetzt, stellt weltweit genutzte Forschungsinfrastruktur bereit und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das DIW Berlin ist unabhängig und wird als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen sowie Energiesystemanalyse. An den drei ZSW-Standorten Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 230 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker beschäftigt. Hinzu kommen 90 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte. Das ZSW ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW), einem Zusammenschluss von 13 außeruniversitären, wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.