Die Gefährdung von Vögeln und Fledermäusen durch Windenergieanlagen wird seit Beginn der Windenergienutzung in Deutschland kontrovers diskutiert. Unstrittig ist, dass Windenergieanlagen eine Gefahr für Vögel und Fledermäuse darstellen können. Das Vorkommen geschützter Arten in Planungsgebieten stellte daher in den vergangenen Jahren immer öfter ein gravierendes Hindernis für die Realisierung neuer Windenergieprojekte dar.
Abhilfe können im Rahmen von Genehmigungsverfahren oftmals so genannte Vermeidungsmaßnahmen schaffen, die einen besseren Schutz der gefährdeten Arten gewährleisten. Bislang handelt es sich für Vögel vor allem um Bodengestaltungsmaßnahmen, die die direkte Anlagenumgebung unattraktiv machen oder die Tiere von den Anlagen weglocken. Bei Fledermäusen werden vor allem bestimmte Abschaltalgorithmen angewendet.
Die genannten Maßnahmen können Konflikte zwar oftmals entschärfen aber zumeist nicht auflösen. Das Projekt “NatForWINSENT – Naturschutzforschung am Windenergietestfeld” hat daher die Zielsetzung, innovative, vor allem technikbasierte Vermeidungsmaßnahmen für Vögel und Fledermäuse zu entwickeln und auf ihre Wirksamkeit zu testen. Hierfür soll das Windenergietestfeld WINSENT genutzt werden, das vom ZSW in Stötten auf den Gebieten der Städte Geislingen und Donzdorf realisiert und im Frühjahr 2021 in Betrieb genommen werden wird.
In dem Vorhaben, das wir zusammen mit einschlägig erfahrenen Forscherinnen und Forschern renommierter Einrichtungen durchführen, untersuchen wir im Detail das Verhalten von Greifvögeln und Fledermäusen in der Umgebung von Windenergieanlagen. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden Vermeidungsmaßnahmen entwickelt, deren Wirksamkeit wir mit Hilfe der umfassenden technischen Möglichkeiten des Windenergietestfelds eingehend testen. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Kennzeichnungen der Anlagen oder auch Betriebsregulierungen. Auch Tests der Zuverlässigkeit von technischen Erkennungssystemen, die bereits am Markt verfügbar sind, sind Teil des Forschungsprogramms.
Ziel des Projektes ist es nicht, jeden artenschutzfachlich sensiblen Standort für die Windenergie nutzbar zu machen. Vielmehr wollen wir da ansetzen, wo Grenzsituationen bestehen und Kollisionsrisiken mit Hilfe der entwickelten Maßnahmen unter die Signifikanzschwelle gedrückt werden können. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.